Alessandro Bosetti: Trinitaire
6. Dez. 2016, bka Berlin
Die Maulwerker (Henrik Kairies, Steffi Weismann, Michael Hirsch)
Kamera: Susanne Elgeti, Schnitt Kurzfassung: Steffi Weismann, originale Dauer: ca. 9 Min.

Trinitaire ist ein visuelles Musikstück, das eine Familienkonstellation in ihren einfachsten Zügen nachzeichnet. Das Stück basiert auf Repetitionen, Permutationen und dem ständigen Tanz der Generationen.
Trinitaire teilt sich in zwei Teile: der erste ist ein homorhythmischer Chor, pulsierend und schnell, in dem aus einfachen Permutationen weniger Wörter (mère – Mutter; père – Vater; sœur – Schwester; frère – Bruder) eine schnelle Folge flimmernder phonetischer Akkorde entsteht. Die vier Figuren streiten um die drei allein verfügbaren Plätze in einem waghalsigen Tanz der Kombinationen. Der erste Teil von Trinitaire ist als von Hand gezeichnete graphische Partitur notiert, aus der alle drei Ausführenden gleichzeitig lesen. Auf den ersten Blick sieht die Partitur wie endlose Wiederholungen von Bleistiftgraphemen aus, die schließlich von mysteriösen und parasitären Formen infiltriert werden. Der zweite Teil springt abrupt zu einer komplett anderen Dynamik: die drei Stimmen singen weiche Glissandi, die an Sinustöne erinnern. Diese fast im Raum handgreiflich sichtbaren Linien sind nicht konkret notiert, jedoch unterliegen einem regulierenden System, in dem die Dynamik der Begegnungen das Zeichnen der Linien bestimmt. Trinitaire ist ein einfaches, asymmetrisches Stück, in dem für Bosettis Musik typische Elemente erscheinen: Repetition, Sprache und Biographie.