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Thomas Gerwin
Ambivalenz, mit Spiegel (2010)
für Stimme solo und fünf Lautsprecher
11 Min.
*1955, klassisch ausgebildeter Komponist und Klangkünstler, kam sehr früh zur elektroakustischen Musik.
Seit 1990 arbeitet er im Bereich Soundscape Composition und radiophone Kunst. Hauptsächlich in seinem Berliner Atelier inter art project komponiert er instrumentale und (live-) elektronische Werke für Konzert und Performance, inszeniert experimentelle Hörstücke und kreiert Klang- und Video-Installationen. Als Ausdrucksmittel seiner interaktiven oder situativen Arbeiten bezieht er oft Neue Medien, Theater, Tanz, Film, Licht und Skulptur mit ein.
Er wurde mit verschiedenen nationalen und internationalen Preisen und Stipendien ausgezeichnet (z.B. 2007 Hörspielpreis der Akademie der Künste, sowie Hörspiel des Jahres 2007, Artist in Residence in Sidney 2002 und Mexico City 2008, Klangkunststipendium des Berliner Senats 2008). Gerwin ist künstlerischer Leiter des Kammer-Ensemble ad hoc, sowie der Konzertreihe KlangWelten und des Internationalen Klangkunstfest Berlin _tiefKLANG.


Ambivalenz, mit Spiegel

Das neue Stück, gewidmet Katarina Rasinski und den Maulwerkern, gehört in die Werkreihe Alter Ego für SolistIn und Lautsprecher, in der die Interpreten auf ihr musikalisches Alter Ego im Lautsprecher treffen.
Durch den Einsatz von menschlicher Stimme bietet sich hier die Möglichkeit, neben einem besonders reichen Spektrum an klanglichen Hervorbringungen auch semantische Inhalte einzubringen bzw. anklingen zu lassen. Hier interessiert mich besonders der Zwischenbereich, in dem das Phonem oder Monem etc. gerade noch als eventuelles sprachliches Ereignis mit außermusikalischem Gehalt gelten kann und dem Moment, in dem die stimmliche Äußerung sich bereits außerhalb einer wiedererkennbaren Sprache bewegt und als reines Lautereignis wirkt. Auf diese Weise kann eine komponierte, rein musikalische Syntax sich mit einer ebenfalls komponierten textlichen Syntax durchdringen, die jeweiligen Ereignisse und Ereignisketten können zwischen diesen Wahrnehmungs- und Bedeutungswelten changieren.
Durch den Einsatz von fünf Lautsprechern mit einer bestimmten räumlichen Verteilung und den Bewegungen der Vokalistin im Raum entsteht in dem präsentierten Raum-Zeit-Gefüge eine zusätzliche choreographische Ebene.

Uraufführung am 23. Sept. 2010 Villa Elisabeth Berlin
im Rahmen von SPEAKERS - Stimmen & Lautsprecher
Interpretin: Katarina Rasinski