fluxus

Poeme für Füße

Ausgangspunkt dieses Programms ist ein Musiktheaterstück, das Jürg Frey für die Maulwerker geschrieben hat, das an diesem Abend in einer etwa halbstündigen Fassung gezeigt wird.
Das Stück besteht ausschließlich aus „natürlichem Gehen“ über eine „Aufführungsfläche (die Bühne, der Platz, der Ort)“. Die Wege verlaufen immer von rechts nach links.
Bei einigen Wegen sind vokale Aktionen angegeben, sprechen oder singen, bei einigen auch portable Instrumente wie Klarinette oder Trompete.

Die Gänge sind mit Titeln bezeichnet, meist Substantive, die Frey beim intentionslosen Wandern über Robert Walser- oder Franz Kafka-Texte gefunden hat, z.B. „Abgründigkeit“, „Ahnung“, „Boden“, „Einwand“, „Festigkeit“, „Gelegenheit“, „Halbschlafphantasie“, „Hälfte“, „Ich wäre“, „Lichtung“, „Resonanz“, „Schilderung“, „Schöne Augen“, „Sonnenschein“, „Spuren“, „Tage“, „Ungenauigkeit“, „Vielgestalt“, „Waldausgang“, „Zu gern“, „Zustand“, „Zwanzig Tage“.
Diese Titel geben dem Gehen ein spezifisches „Aroma“.

Aus diesen Aktionsblättern kann eine beliebige Auswahl getroffen werden. Die Aktionen können sich überlagern. Der Titel der aufgeführten Version lautet wie die Titel der ausgesuchten Blätter.

Eine Licht/Schatten-Partitur beschreibt eine von den Aktionen unabhängige Lichtebene.

Per Video werden vor der Aufführung Aktionen gefilmt, die, am Aufführungsort aufgenommen, genau die Aufführungssituation wiedergeben. Sie werden während der Aufführung zusätzlich projiziert. Projektionsort und –größe sind dabei freigestellt.

Die zweite Hälfte des Abends führt alle fußorientierten Stücke Dieter Schnebels zusammen. Zentral ist hier das Poem für 8 Füße, das schon für sich als abstrakte Kammeroper gesehen werden kann. Wiederkehrend Im Trott in verschiedenen Varianten, die schon die „Schau-Stücke“ strukturierten. Diese Stücke durchmessen die Horizontale, während Keine großen Sprünge und Poem für 1 Springer die Vertikale bespielen. Ergänzt werden die Schnebel-Stücke durch footprints von Gerhard Stäbler, einem "Tanz" für klingende Füße und "1 Beinwerk", einem ausschließlich aus (klingenden) Beinaktionen bestehenden Stück von Istvàn Zelenka. Katarina Rasinskis Eiszeit, bei dem eine Front von 7 Vokalisten langsam den gesamten Aufführungsraum von der Bühne nach hinten durchwandert und dabei über das Publikum „hinwegrollt“, beendet den Abend.

Jürg Frey: Anblick [flanieren] (2003) DEA
Dieter Schnebel: Im Trott I-IV (aus: Schau-Stücke, 1995/99)
István Zelenka: 1 Beinwerk (1999) UA S
Gerhard Stäbler: FootPrints I (1999)
Dieter Schnebel: Poem für 8 Füße (aus: Zeichen-Sprache,1986/89)
Dieter Schnebel: Poem für 1 Springer (aus: Zeichen-Sprache, 1986/89)
Nam June Paik: Zen for walking (1961)
Gisburg: so schnell wie möglich (2005) UA
Katarina Rasinski: Eiszeit (1997)

maulwerker performing music 7.10. 2005
Tesla im Podewils'schen Palais Berlin


SCHNEBEL
current program

FLUXUS
works of the fluxus movement

maulwerker performing musicline
thematic programs:
linelineSPEAKERS
Compositions for voices and loudspeakersline
SHUT UP
Vocal concert at the physical extreme – Shouting Pieces line
SPEAKING IN TONGUES
Compositions for articulating organs, gestures and thingsline
SITUATIONS
Art. Life. The Everyday. Music beyond the concert hallline
PRO CEDERE
Compositions as Process – Processual Compositionsline
TRANSLATIONS
Transformations, Transferences, Misunderstandings line
XXXOOOXXX
Counting Pieces & Number Pieces, pulsative and rotaryline
POEMS FOR FEET
Pieces for legs, feet, walking and jumping